Wir standen zeitig auf, denn wir wollten am Nachmittag in Dresden sein. Die Nacht war offenbar ziemlich kalt, denn Boot und Steg waren vereist.

Auf Frühstück verzichteten wir aus Zeitgründen, das wollten wir auf der Strecke nachholen. Nach etwa 15 Minuten Warmlaufen des Motors legten wir ab.

Wir waren noch keine 500m gefahren, als plötzlich mit einem Hieb der Motor ausging. Erschrocken und erstaunt sahen wir uns an, und versuchten nach einer Schrecksekunde, den Motor wieder zu starten. Das gelang Dank langer Warmlaufphase auch sofort ohne erneutes Vorglühen.

Als ich allerdings den Gang einlegte, ging der Motor mit dem selben harten Schlag wieder aus.

Die Welle war fest! Wir checkten die Schraube: Alles ok. Also etwas auf dem Weg vom Motor zum Wasser, da kommen Getriebe, Welle und Stopfbuchse in Frage.

Der Anleger war noch nicht weit weg, die Strömung kaum spürbar, also versuchten wir, mittels Paddel zurück zum Steg zu kommen. Das Boot ließ sich so zwar bewegen, aber wir hätten gegen den Strom für die 600m vermutlich 2h gebraucht. Da das Gewässer dort breit und tief ist, kamen wir überein, dass wir uns genauso gut auch stromab treiben lassen könnten. Irgendwo würde schon ein anderer geeigneter Anleger kommen.

Das artete zur Geduldsprobe aus. Noch zwei lange Stunden konnten wir hinter uns deutlich den Anleger sehen, von dem wir gestartet waren, denn wir bewegten uns mit weniger als 1 km/h. Immerhin hatten wir keinen Stress, denn machen konnten wir eh nichts. Wir hielten nach Booten Ausschau, die uns hätten helfen können, und nach Schiffen, die wir auf unsere Manövrierunfähigkeit hätten hinweisen müssen. Aber es kam stundenlang niemand.

So konnten wir in aller Ruhe Kaffee kochen, frühstücken und den wiedereinmal wunderschönen Sonnenaufgang mit Bodennebel genießen. Und zwar bei absoluter Stille. Auch mal was anderes.

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Dann die erste Kurve, und wir sahen uns mit einem neuen Problem konfrontiert: Leichter Gegenwind hob die Strömung auf, wir machten keine Fahrt mehr. Also etwas kräftiger gepaddelt, zum Glück drehte der Wind dann in die für uns günstigste Richtung, so dass es wieder schneller zu Tal ging.

Nach einer Biegung, in knapp 2km Entfernung, tauchten helle Schuppen auf. Ich erinnerte mich: Das war der Posten der Wasserschutzpolizei, wo es drei schwimmende Bootsgaragen gab. Das schien uns ein geeigneter Ort zum Anlegen.

Wir hatten also etwa 2h Zeit, uns Gedanken zu machen, wie wir am besten mit dem Boot an die Garagen heran kämen. Und was so alles schief gehen könnte. Ich funkte unsere Situation und unseren Plan auf englisch auf zwei Kanälen (10 und 14), aber niemand hörte oder antwortete.

Es gelang uns, sehr dicht ans Ufer zu bringen, wir trafen den Anleger ziemlich genau. Klaus, mit einem großen Kugelfender bewaffnet, verhinderte Schäden an Boot und Bootsgarage, während ich mit dem Bootshaken eine Leine von unserem Heck (wir trieben quer zum Fluß) und einem Poller der Bootsgarage legte. Aegir legte sich überraschend sanft an die Garage. Geschafft!

Hinter der Garage standen zwei Polizisten, denen wir unsere Lage erklärten. Einer der Beamten rief die einzige ihm bekannte Werft an, die aber hatte keine Lust oder Zeit, jemanden zu schicken.

Wir machten dem Beamten also klar, dass wir einen Techniker aus Deutschland holen oder hier jemanden auftreiben müssten, was aber dauern könne.

Der nette Polizist sagte, er müsse das mit seinem Chef besprechen, kam nach einigen Minuten wieder und teilte uns mit, dass wir bis zu einer Woche an dieser Stelle liegen bleiben könnten. Das war sehr beruhigend.

Einen sichereren Platz als die Wasserschutzpolizei gibt es wohl nicht. Aegir liegt versteckt hinter der größeren der drei Garagen, nur der Bug lugt etwas heraus:

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Da sich abzeichnete, dass wir den Antrieb am heutigen Tag nicht wieder in Gang bekommen würden, riefen wir Frau an, um uns am Nachmittag erstmal abholen zu lassen. Auf dem Rückweg fuhren wir noch einmal mit dem Auto zur Moldau, nämlich zur Marina Vltava von Kveta und Petr. Die beiden haben uns auf unserer Reise schon mehrfach geholfen, und eine Werft ist dort auch gleich in der Nähe.

Und richtig gedacht. Petr telefonierte etwas herum, und wenig später hatten wir eine nette, englisch sprechende Dame von der Lodenice Vltava am Telefon, die sich für den morgigen Tag zusammen mit einem Werkstattmeister an unserem Boot verabredete!

Einigermaßen beruhigt traten wir die Reise nach Dresden an.

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