Wir (also manche von uns) verschliefen den Start etwas. Ich startete schon mal den Motor, was ihm eine Warmlaufphase von einer satten Stunde bescherte.
Versprochen war uns laut Wetterbericht sehr angenehmes Wetter. Stattdessen regnete es bereits die ganze Nacht in Strömen. Bei unserem Start ließ der Regen etwas nach, wir fuhren zur Schleuse Strekov und wurden zügig geschleust.
Die folgenden Kilometer verbrachten wir damit, unsere Welle zu kontrollieren und unseren Bordcomputer neu zu konditionieren. Der war nämlich der Meinung, keine Karten von CZ und D mehr zu haben.
Genauer gesagt hatte er alles vergessen, was ich ihm in mühevoller Kleinarbeit in den letzten Monaten gelehrt hatte. Um es vorweg zu nehmen: An der deutschen Grenze hatte ich ihn wieder soweit, Karten anzuzeigen. Das AIS sollte bis in den Hafen nicht mehr funktionieren. Obwohl es gerade heute sehr geholfen hätte.
Denn während uns unsere defekte Welle vergleichsweise gar keine Probleme bereitete, sollte sich das Wetter zum Spielverderber des Tages entwickeln.
Angesagt war mäßig gut, trocken und gelegentlich Sonne.
Tatsächlich tuckerten wir durch einen sehr trüben Vormittag. Die Sicht war schlecht, dafür war die Landschaft im Nebel sehr fotogen. Von der Umgebung sahen wir wenig, aber zum Glück kennen wir die ja schon.
Je näher wir Dresden kamen, desto schlechter wurde die Sicht. Fähren kündigten ihre Überfahrten per Funk an, weil sie befürchten mussten, nicht gesehen zu werden. Auch wir meldeten unsere Position im km-Takt über UKW.
In Rathen stießen wir auf einen mutigen Paddler, der trotz Bodennebel wacker mit 10 km/h zu Tal paddelte.
Die Sonne kämpfte immer wieder vergebens gegen den Dies, wie hier unterhalb Wehlens:
Also miese Sicht, aber tolle Atmosphäre.
Die Sicht wurde mal besser, mal schlechter, aber wir entschieden uns zur Weiterfahrt. Zu oft hatten wir die Heimreise bereits unterbrochen, um uns jetzt vom Wetter aufhalten zu lassen.
Je näher wir unserem Heimathafen kamen, desto schlechter wurde die Sicht. Zum Glück eskalierte die Lager erst am Blauen Wunder, wo wir wirklich ein paar Momente gar nichts mehr sahen, was uns bei der Orientierung hätte helfen können – wäre da nicht das Blaue Wunder aus den Wolken aufgetaucht. Zwei Peilstäbe quasi, mehr zu ahnen als zu sehen:
War schon recht anspruchsvoll, hier cool zu bleiben und zu navigieren. Und das direkt vor der „Haustür“. Wir waren uns einig, dass das ohne unsere Revierkenntnis völlig unmöglich gewesen wäre. Wir wussten aber, dass der Hafen nicht mehr weit ist.
Schauten wir vorwärts in den Nebel, leuchtete uns die Sonne hinterher. Wer würde erraten, dass das nachfolgende Bild auch den Blick auf Blasewitz zeigt, nur eben von der Einfahrt des Loschwitzer Hafens aus, achteraus? Sieht doch eigentlich eher aus wie der Gardasee…
Wir waren erleichtert, als wir an unserem Liegeplatz festgemacht hatten und köpften die eigens dafür vorgesehene Buddel Champagner bei einem kurzen Überblick über die Statistik des Logbuchs:
- knapp 500 km Strecke
- 16 Schleusen, jeweils in beide Richtungen, also 32 Schleusungen
- etwa 85 Höhenmeter auf und wieder ab
- ca. 80 Motorstunden
- ca. 200L Diesel
- also nur etwa 2,5L/h trotz nahezu durchlaufender Dieselheizung!
Coole Zahlen, aber eine noch coolere und unbeschreibliche Reise!