Strecke
Für heute hatten wir uns wieder etwas mehr Stecke vorgenommen, also legten wir kurz nach 7:30 Uhr ab. Bei ähnlich schlechtem Wetter wie gestern verlief die Fahrt sehr ruhig, die Landschaft schön. Wir absolvierten insgesamt vier Schleusen. Fast schon lustig war, dass der Regen zwischen den Schleusen regelmäßig weniger wurde, um dann jedes Mal, wenn wir zum Schleusen raus mussten, wieder richtig aufzudrehen. Fast wussten wir schon: Der Regen wird stärker, da kann die Schleuse nicht mehr weit sein!
Generell läuft es mit den Schleusen hier sehr gut. Nicht ein einziges Mal mussten wir vor einer Schleuse festmachen. Entweder erhielten wir auf unsere Anmeldung per Funk einen Hinweis, dass es gleich losginge, oder wir sahen, dass die Kammer bereits geleert wurde. Im besten Fall war die Kammer bereits leer und offen und die Ampel schaltete bei unserem Eintreffen auf grün. Die Schleusen haben meist ordentlichen Hub, oft wird das Oberwasser eingelassen, in dem sich das obere Tor einfach absenkt. Zu halten hat man da ordentlich.
Wir erreichten Melnik, und damit die Moldau. Der Weg von der Elbe zur Moldau führt über einen sehr engen Verbindungskanal, den zu finden ohne Karte schon schwierig sein dürfte, denn es steht keinerlei Hinweis an dem sehr schmalen Gewässer. Nach wenigen hundert Metern erreicht man gleich die Schleuse Horin. Sie ist sehr schön, die Schleusentore haben einen gemauerten Sturz, dadurch wirkt die Einfahrt aber noch kleiner und enger.
Auch der folgende etwa 9km lange Kanal war derart eng, dass wir uns nicht vorstellen konnten, wie man dort einem größeren Schiff ausweichen sollte. Da wir heute den ganzen Tag über nicht eine einzige Begegnung mit anderer in Fahrt befindlicher Schifffahrt hatten, glaubten wir, dies sei auch völlig egal.
Und dann kam Monika!
Uns wurde warm und wärmer, es wurde eng und enger – aber es passte!
Für einen anderen Lacher sorgte kurz zuvor eine Brücke. Sie war alt und klapprig und mit Holzbohlen belegt. Just in dem Moment, in dem wir uns unter der Brücke befanden, fuhr ein Transporter darüber. Das krachte und scherbelte derartig (ich gebe zu, es klang auch authentisch nach einer Kollision mit der Brücke), dass Frau, die ganz vertieft mit ihrem Smartphone nach Streckeninfos suchte, vor Schreck fast mitsamt ihrem Sitz umgefallen wäre. Wir lachten noch lange köstlich…
Kurz vor Ausgang des Kanals fanden wir eine kleine Liegestelle mit einem „P“-Symbol. Wir legten an und stellten fest, dass es sich um ein kleines eingezäuntes Areal der Schifffahrtsverwaltung handelte. Es gab sogar eine Stromsäule, an die wir unser Schiff anschlossen. Man stelle sich in Deutschland ein Betriebsgrundstück der WSV vor, dass ein „P“ trägt und auch noch Landstrom liefert! Undenkbar!
Kurz darauf hielt ein Auto, offenbar ein Mitarbeiter der „Povodni Vltava“, denn er hatte einen Schlüssel zum Gelände. Wir dachten schon, jetzt gibt’s eins auf den Deckel, weil wir den Strom angeschlossen hatten. Aber nein, er wollte nur wissen, wann wir morgen wieder ablegen. Sehr cool.
Nachdem Abendessen werde ich noch in meine Technik-Kiste greifen und den vorsorglich eingepackten Raspberry am TV installieren. Letzterer hat nämlich Probleme mit Filmen, die eine DTS-Tonspur haben, und das sind leider die meisten auf unserer Urlaubs-Entertainment-Festplatte…